Die letzten Tage in Banjakhateri sind angebrochen. Am Dienstag fahren wir nach Pokhara, von wo aus es für uns auf den Annapurna-Trek gehen wird. Unser zweiter und letzter Arbeitsaufenthalt wird dann beendet sein.
Wir haben viele interessante Personen mit unterschiedlichsten Krankheiten gesehen. Zudem haben wir einige sehr nette Dorfbewohner hier kennen lernen dürfen.
Unsere Aussicht aus dem Health Point heraus ist wirklich atemberaubend. Gestern haben wir uns am freien Samstag auf
eine Bank vor den Health Post gesetzt und etwas gelesen. Dabei konnten wir diese Aussicht genießen:
Tagsüber hatten Klaus und Krishna zunächst ein Meeting mit den Englischlehrern. Für die Mitarbeiter gibt es hier Englischlehrer, die jeden Dienstag und Freitag Englischunterricht geben. Dies ist einer der vielen Nebenschauplätze von Brepal hier in diesem Dorf abseits der medizinischen Versorgung. Klaus’ Idee ist es, den Dorfbewohnern beim Besuch im Health Post Sachen zu demonstrieren, z.B. wie eine alternative Bepflanzung der Böden erfolgen kann. Auf diese Weise konnte ein Bauer zuletzt mehr als 300 Euro mehr als üblich erwirtschaften. Noch mal zur Verdeutlichung: Die meisten Arbeitnehmer in Nepal verdienen ungefähr 750 Euro – pro Jahr! Kein schlechtes Zubrot also. Aktuell wird eine Demotoilette aufgebaut. Diese soll den Leuten eine kostengünstige aber doch hygienische Alternative aufzeigen. Wir sehen täglich Frauen mit diversen vaginalen Infektionen, die sicher mit Hygienemängeln zu tun haben.
In den letzten Tagen wurden auch einige Zähne gezogen. Das ist für uns natürlich Neuland gewesen. Amüsierend ist für mich jedes Mal wenn der nächste Nepalese den Zahnarztstuhl besteigt. Dies ist ein typischer Zahnarztstuhl wie wir ihn aus Deutschland kennen. Die Dorfbewohner jedoch sind so einen Stuhl nicht gewohnt und wissen jedes Mal nicht genau wie sie sich auf diesen Stuhl setzen oder gar hinlegen sollen.
Ebenfalls für uns unverständlich ist die Tatsache, dass bisher kein Nepalese, weder in Banepa noch in Banjhakateri beim Mund inspizieren “Ahhh” sagen konnte. Ein Patient hat gar angefangen auf meinem Mundspatel rumzunukeln, weil er nicht wusste, was er damit anfangen soll. Bishnu und ich konnten uns kaum noch halten. Bishnu erklärte uns, dass die Nepalesen nicht wissen, wie sie diese Töne erzeugen sollen…
Als wir gestern eine kleine Runde durchs Dorf gelaufen waren und wieder am Health Post ankamen, trafen wir auf Dhanis Tochter. Diese wollte – wie immer – fotografiert werden und verwickelte uns und Klaus im Anschluß in ein kleines Gespräch auf Englisch – sie ist gerade mal Acht Jahre alt. Wichtig war natürlich wie wir heissen, wo wir herkommen und wie unsere Väter heissen. Nachdem Klaus und ich mit Peter und Winfried geantwortet hatten, antwortete sie mit:“Dhani Ram Bhusal Sir“. Echt drollig. Tatsächlich steht auch auf den OPD-Karten der Patienten stehts der Name des Vaters (bei männlichen Patienten) oder der Name des Ehemannes (bei weiblichen). Gelesen habe ich in diesem Zusammenhang auch, dass beim Tode eines Elternteils beim Verbrennungszeremoniell der älteste Sohn den Vater entflammt. Bei der Mutter tut dies der jüngste Sohn (ich dürfte/müsste/sollte/hätte also die Ehre meine Mutter ins Totenreich zu geleiten – bei Cathrins Familie dürfte ihr Bruder als einziger Sohn gar zweifach zündeln ;)). Hat eine Familie keine Söhne, muss ein professioneller – ich nenne ihn mal – männlicher „Anzünder“ dafür eingestellt werden. Emanzipation at its best…
Ziegen vielleicht? 😉