Alles anders als gedacht…

Heute, am Wochenendsamstag, entschieden wir uns nach einem ausgedienten Momo-Frühstück nochmals den “Tempel” aufzusuchen, den wir in den letzten Tagen schon nicht finden konnten.
Dr. Angela erklärte uns nämlich gestern beim Mittagessen, dass es gar keinen Tempel in den Bergen gebe. Das was wir suchten ist eine Aussichtsplattform und die gehe nicht links oder mittig an der Gabelung ab, sondern rechts. Drei Möglichkeiten, drei Versuche. Nun gut.
Wir stapften also in der Mittagssonne der Plattform auf 1700m entgegen. Einige nepalesische Jugendliche schlossen sich uns – aus Langeweile und sicher auch Neugier auf uns – unserer Route an.
Endlich auf der Plattform angekommen ernteten wir den Lohn für die dreifache Besteigung des Mount Banepa und genossen die Aussicht und den Schatten. Selbst ein Gewitter auf einem benachbarten Berg mit anschließendem Regenbogen bekamen wir zu sehen.

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Gewitter mit hoffentlich erkennbarem Regenbogen.

Auf dem Weg bergab sahen wir weitere Jugendliche, die mit Selfie-Cam und Lieder singend den Berg hinab liefen. Wir wählten den Weg ins benachbarte Dhulikhel und kamen nach knapp 5 Km in einem Hotel mit Bergblick an in dem wir dann zu Spät-Mittag aßen.

Gipfel-Cathrin mit Aussicht im Hintergrund.
Gipfel-Cathrin mit Aussicht im Hintergrund.

Die letzten Tage in der Klinik verbrachten wir wieder überwiegend mit Patienten, die über Fieber klagten. Die Buchführung zeigt auch eindeutig, dass aktuell mehr als 50% der Patienten in der Inneren Medizin mit Fieber ankommen.
Patient in der inneren Ambulanz
Patient in der inneren Ambulanz

Insgesamt herrschen Infektionserkrankungen vor, Krebs gibt es so gut wie gar nicht. Entsprechend fallen auch viele der unangenehmen Gespräche über infauste Diagnosen weg.
Gründe des aufsuchens einer Klinik in Nepal.
Gründe des aufsuchens einer Klinik in Nepal.

Die Hygienemängel offenbaren sich aber doch immer mehr. Dr. R. zeigte uns bei der Tour durch den OP den kleinen Schiebewagen, den er organisiert hat. Auf diesem lagern die desinfizierten Tuben zum trocknen. Natürlich werden die meisten Artikel hier mehrfach verwendet. In Zeiten vor dem Schiebewagen wurden die Tuben auf dem Fußboden gereinigt und gelagert!
Nadeln “recappen”, also wieder in die Schutzhülle tun – darüber berichtete ich bereits einmal hier – ist tatsächlich üblich hier. Und wenn man mal vom Risiko für den, der die Nadel zurück steckt absieht, vielleicht gar nicht so schlecht, denn Nadeln werden in irgendeinen Müll geworfen, den dann die Arme Putzfrau nichts ahnend wegträgt. So ist wenigstens diese geschützt.
Pharmavertreter schenkten uns diesen selfiestick.  Von links unten nach rechts oben: Dr. Angela, morzl, George, Dr. Anup
Pharmavertreter schenkten uns diesen selfiestick.
Von links unten nach rechts oben: Dr. Angela, morzl, George, Dr. Anup

Ich habe noch zwei interessante Artikel zu den Erdbeben in Italien und Nepal und zum Thema “erdbebensicheres” Bauen gefunden. Auch dreht es sich um die Frage, warum, obwohl wir über bessere Baumaßnahmen Bescheid wissen, diese doch nur selten anwenden. In dem Artikel über Nepal wird auch über kostengünstige Möglichkeiten gesprochen.
Bei Interesse:
Italien
Nepal
(In dem Artikel über Nepal beschreiben die beiden Autorinnen wie Ihnen ein Junge in Bhakthapur die Altstadt zeigt und dafür nur ein englisches Schulbuch haben möchte. Dies ist auch eine gängige Methode um an Geld zu kommen ohne direkt betteln zu wollen. Die Bücher, das Essen, die Milch, werden im Anschluß weiter verkauft. So kriegt man teils doch mehr als wenn man einfach nach ein paar Rupien fragt – ob dieser Junge tatsächlich damit perfektes Englisch für die Schule erlernt? Hoffen wir das einfach mal.)

morzl
Arzt in Ausbildung zum Internisten. Auf dem Weg nach Nepal.

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