Als wir damals nicht auf der Journalistenschule waren, haben wir gelernt, dass eine knackige Überschrift oder Einleitung bereits die halbe Miete ist. Deshalb heute mal etwas knackiger. Falls unsere Eltern nicht bereits mit Herzinfarkten ob der schlimmen Überschrift ins Krankenhaus eingeliefert wurden, so werden sie bald erfahren, dass die Überschrift knackiger als der Inhalt des Textes ist.
Unsere letzte Woche im Scheer Memorial endete heute. Am Dienstag hatten wir ein Gespräch mit Dr. Molé, dem Klinikleiter. Dieser war kurz zuvor von einer USA-Reise zurück gekehrt. Wir sollten unsere Eindrücke und eventuell auch Verbesserungsvorschläge anbringen. Vor allem die Hygienemängel und das needle-recapping besprachen wir mit ihm. Und natürlich auch die Frage ob wir denn nicht noch den Kollegen hier etwas beibringen könnten…
Natürlich gibt es eigentlich alle Vorrichtungen zum hygienischen Verwenden und selbstsichernden Arbeiten mit Spritzen, nur wirklich genutzt wird das Ganze kaum. Zusammen erarbeiteten wir dann die Idee, dass wir den jungen Kollegen doch den Ultraschall näher bringen könnten. Ziel war es zumindest eine FAST-Untersuchung (wichtige, schnelle Ultraschalluntersuchung nach z.B. Verkehrsunfällen um mögliche Innere Blutungen zu finden) den Kollegen näher zu bringen – zumal es ja hier auch kein CT gibt.
Seit Mittwoch zogen wir also mit zwei Schallgeräten durch die Gegend und zeigten den Kollegen an Kindern und Erwachsenen eben diese FAST-Untersuchung wie auch das Auffinden einzelner abdomineller Organe. Der Zuspruch war gar nicht so schlecht, insgesamt haben sich ca. 10 Kollegen diverse Untersuchungen zeigen lassen, wobei einige noch nie mit einem Ultraschallgerät gearbeitet hatten, andere bereits einen Kurs oder einige Untersuchungen absolviert hatten. Vielleicht ist es tatsächlich einmal so, dass ein Patient in die Rettungsstelle kommt und es dort eben auch ein Ultraschallgerät gibt und der zuständige Arzt sich an unsere Lektion erinnert und somit schnellstmöglich eine OP-Indikation stellen und das Leben des Patienten retten kann.
Am Mittwoch Nachmittag sahen wir dann auch einen „möglichen“ Probanden, der etwas zu tief ins Glas geschaut mit seinem Roller im nepalesischen Stadtverkehr das Gleichgewicht verloren hatte. Schmerzmittel gibt’s dann hier intramuskulär. Intravenös hätte bei ihm aufgrund der Fehlstellung des linken Armes auch schwierig werden können. Nach vielen Szenen die in die besten Schmonzetten gepasst hätten – aufgeregte Brüder und viele weibliche Familienmitglieder, die die winzige Rettungsstelle belagerten und hinein- und hinausliefen sowie eben dieser Patient der nach seiner Frau schrie um sich bei ihr zu entschuldigen, während Mutti oder Oma mit Seife schonmal den Ring von der linken Hand entfernte und der Vater des Kindes auf der Nachbarliege, der auch mal den Vorhang beiseite schob um zu gucken was denn hier für ein Melodram gespielt wird – ging es zum Röntgen. Nichts gebrochen, nur ausgerenkt. Unser Ultraschall wäre hier natürlich unnötig gewesen, aber eine schöne Übung. Machen lassen wollte es der gute Mann dann aber nach der Einrenkung auch nicht mehr. Nun gut…
Zuletzt haben wir in der Klinik auch ab und an mal einen Schlangenbiss gesehen. Solange die Gerinnung in Ordnung ist, werden die Patienten wieder nach Hause geschickt. Sollte diese aus dem Ruder laufen, geht’s in Spezialkrankenhaus nach Kathmandu. Auf die Frage nach der Schlangenart, antwortete die Mutter einer Patientin zu Cathrin nur, dass die Schlange nur ein Auge hatte. Leider hilft die Beschreibung von Argusaugen-Mutti auch nicht beim Klassifizieren. Das Mädchen wurde also ins Spezialkrankenhaus weitergeleitet.
Am Donnerstag auf dem Weg zur Arbeit sahen wir uns einer großen Ansammlung Sicherheitskräfte gegenüber. Typisch Nepalesisch wollte ich mich zunächst einfach durch das Gewimmel von Leuten drängeln – tatsächlich stehen wir an Kassen und sonstigen Schlangen immer am längsten an, da wir die einzigen sind, die diese beachten … Cathrin hielt mich aber zurück, da sie bemerkte, dass inmitten dieser Menschenmeute eine süße Schlange steckte. Die spielte dann auch direkt Schlange gegen Stock und verlor und wurde vom Gelände getragen. Die Menschentraube löste sich auf und wir gingen zur Arbeit.
Ein paar Statistiken hierzu:
Bisherige Schlangenbisse bei uns: 0
Bisherige Mückenstiche morzl: 50
Bisherige Mückenstiche Cathrin: 5
Morzl läuft unter Cathrins Füße: 6
Hunde gesehen: 2500
Hunde nachts gehört: 3000000
Dr. Gaurav erzählte uns auch bezüglich der Schlangenbisse, dass er tatsächlich mal eine Patientin betreut hatte, die von einem Tiger gebissen wurde. Das war selbst für ihn neu.
Neben den Hunden hören wir aktuell auch von 5-22 Uhr einen Nachbarn auf Holz einhämmern. Wir sind uns nur nicht sicher ob er seine Wohnung neu auskleidet oder eine Sauna baut. Lärmschutz sei dank hält er Ruhe während die Hunde bellen.
Trotzdem bleiben wir noch ein paar Tage hier, da auch in Kathmandu ja die Hunde nachtaktiv sind und ab 5 Uhr früh der Papiersammler durch die Straßen ruft um Papier und Bleistifte zu ergattern, die er bei den Schulen verkaufen kann.
Eventuell sehen wir uns noch hier in der Nähe Nagarkot an. Vielleicht bleiben wir auch einfach nur noch ein paar Tage so hier.
Am Sonntag wollen uns die internistischen Kollegen zum Essen einladen. Der Abschied von den Kollegen fällt natürlich schwer, denn alle waren immer sehr nett, meist lustig und haben uns sehr durch die Zeit hier geholfen. Kaum zu glauben, dass die vier Wochen hier schon um sind.
Wer es bis hier her geschafft hat, wird dann feststellen müssen, dass die Schlangen, Tiger und Motorräder wenig mit uns zu tun hatten, weswegen einige beruhigt sein werden, der Artikel aber auch an Würze verliert. Die gibt’s aber hier in jedem Essen, so dass wir das Sodbrennen täglich spüren.
Hi Morzl ,
Ist der Coca Cola Vorrat im Hintergrund extra für dich angeschafft worden .
Viel Spaß noch
Gruß Basti