Unsere Zeit in Banepa ist nun vorbei und wir befinden uns wieder in Kathmandu. Zum Abschied bekamen wir von einer Kollegin traditionell nepalesische Accessoires geschenkt (siehe Foto), mit denen wir kaum mehr als Touristen zu erkennen sind :).
Nach einem letzten Sono-Tutorial am Sonntag machten wir uns am Montag einen ruhigen Tag in unserem Appartment und bereiteten uns auf die bürokratische Spaßrunde vor, die wir in Kathmandu noch vor uns hatten. Wir wollten die Trekking Permits, die wie für den Annapurna Circuit brauchen, besorgen und unser Visum verlängern lassen. Es gibt für Nepal als Tourist maximal ein 90-Tage-Visum, welches aber um 15 oder 30 Tage verlängert werden kann. Wir liegen genau 10 Tage über der Frist. Wir füllten also die Online Application aus, fertigten ausreichend Kopien unseres Passes und der aktuellen Visums-Seite an und stellten sicher, dass wir mindesten 6 Passbilder in der Tasche hatten. Man sollte das Haus niemals ohne Passbilder und Kopien des Passes verlassen, egal ob man den Durbar Square besichtigen möchte, eine Sim Karte erstehen will oder eine Trekking Permit braucht. Junu hatte für uns einen Fahrer vom Krankenhaus organisiert, der uns Dienstag morgen nach Kathmandu bringen und am Tourist Service Center rauslasen sollte. Als wir Dienstag morgen eine letzte Runde durchs Krankenhaus drehen wollten um uns von den Kollegen zu verabschieden, waren alle OPDs verlassen, auch Chef und Sekretärin waren nicht in ihren Büros. Wir erfuhren, dass die komplette Belegnschaft sich in der alten Kirche hinter dem Krankenhaus versammelt hatte, wo gerade ein Gottesdienst für ein verstorbenes Gemeindemitglied abgehalten wurde. Eine noch sehr junge Frau war an einer fieberhaften Erkrankung verstorben, deren genaue Ursache nicht geklärt werden konnte. Wir hatten sie zu Beginn unseres Aufenthaltes in der Klinik gesehen, später war eine Autoimmunerkrankungen vermutet worden und sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt. Die Ursache dieses tragischen Todesfalles wird wohl nie geklärt werden, da eine Autopsie hier nicht durchgeführt wird. Selbst wenn die Familie zustimmen würde, was aus religiösen Gründen unwahrscheinlich ist, gäbe es in der Klinik keinen ausgebildeten Pathologen, und die Sektion würde von einem Chirurgen und einem Assistenzarzt durchgeführt werden, wie uns die Kollegen erklärten, sodass der Nutzen eher fraglich sei. So traurig dieses Ereignis auch war, so war es doch schön zu sehen, dass die komplette Klinik sich eingefunden hatte um sich zu verabschieden und es möglich war, die Arbeit für eine halbe Stunde niederzulegen ohne dass im Krankenhaus gleich das Chaos ausbrach. Schwer vorstellbar wer sich alles beschweren würde wenn in Deutschland in irgendeiner Klinik plötzlich fast alle Schwestern und Ärzte ihren Arbeitsplatz verlassen würden.
In Kathmandu war unsere erster Stop das Tourist Service Center, in dem wir unsere Trekking Permit (liebe Eltern, so weiß man immer wo wir uns gerade befinden wenn uns jemand suchen kommen muss) und den Eintritt für den Annapurna Nationalpark bezahlten. Danach wanderten wir mit Sack und Pack (vor dem Trek muss der Rucksack DRINGEND noch mal abspecken!!) zur Immigrationsbehörde, wo wir überraschend unkompliziert unser Visum verlängern konnten. Klar, wir mussten erst zu Schalter 2, wo wir Pass und Online-Beleg abgaben, dann zu Schalter 3, wo wir die Gebühr bezahlten und dann im vollkommen leeren Wartebreich Platz nehmen bis wir am Schalter 1 dann unsere Pässe abholen konnten, aber wir hatten weitaus schlimmeres erwartet!
Vom Immigration Office aus nahmen wir dann ein Taxi Richtung Thamel, wo wir unser Gepäck bei Ripu im Hotel Holy Himalaya abluden und uns auf die Suche nach Burgern machten. Uns stehen 3 Wochen Dal Bhat in Gulmi bevor, gefolgt von erneuten 3 Wochen Dal Bhat auf dem Trek und obwohl dies meist ein sehr schmackhaftes Gericht ist, wenn der Koch es bei dem Curry nicht wieder mit dem Chili übertreibt, wollten wir doch noch die Gelegenheit nutzen, unseren Mägen etwas mildes zu gönnen und sie an Europa zu erinnern. Im K-too Steakhouse wurden wir fündig. Hier gönnten wir uns außerdem ein Gläschen nepalesischen Wein aus Himbeeren und ein Glas Cider aus Mustang Äpfeln (die Früchte, nicht Exkremente der Pferde). Der sehr freundliche und aufgeschlossene Besitzer des Restaurant erfuhr irgendwann, dass wir Ärzte sind und nutzte sogleich die Gelegenheit für eine gratis Konsultation bezüglich seiner chronischen Beinschmerzen.
Wir schlenderten noch ein wenig durch Thamel, sowohl den touristischen Teil als auch den nepalesischen Gemüsemarkt und beschlossen abends dann recht spontan, die Nacht im Holy Himalaya zu verbringen, da wir am nächsten morgen wieder in der Nähe mit K. und S. aus dem Scheer Memorial verabredet waren, die Mittwochs ihren Town Day hatten und nach Kathmandu kommen wollten. Die heiße Badewanne und kühle Klimaanlage halfen bei der Entscheidungsfindung 🙂 Als wir uns gegen 22 Uhr noch auf die Suche nach einem kleinen Snack machten, sahen wir ein ganz anderes Thamel, als das was sich im Tageslicht gezeigt hatte. Die meisten Läden waren natürlich schon geschlossen, aber auch viele der Restaurant hatten bereits den Betrieb eingestellt. Wo tagsüber Ständer mit Pashmina Schals und Stapel von Treckingrucksäcken die Straßen gesäumt hatten, warben nun diverse Nachtclubs mit Cocktails and Dance. Was genau sich hinter „and Dance“ verbirgt und ob es sich hierbei lediglich um eine Discothek handelt oder eine andere Art von Tanzdarbietung dort stattfindet bleibt ein Mysterium das wir uns nicht trauten zu aufzulösen.
Am nächsten Tag trafen wir K. und S. in der Fire and Ice Pizzeria und gingen danach mit Ihnen auf Bücher-Shopping-Tour. Viele unserer Kollegen hatte uns Buchläden empfohlen, in denen medizinische Lehrbücher zu weitaus günstigeren Preisen zu finden waren, als wir es uns in Deutschland erträumen konnten! Der erste Buchladen war ein mehrstöckiges Paradies für Bücherwürmer wie uns und hatte neben einer medizinischen Abteilung auch noch diverse andere Genres im Angebot. Mit Gedanken an unser Gepäck hielten wir uns aber zurück. Die nächsten zwei Buchläden waren kleiner und mit weniger Auswahl, allerdings konnten wir hier die neueren Editionen medizinischer Fachliteratur bestellen, die der Besitzer versuchen wird aus Indien zu bestellen. Am späten Nachmittag begann sich der Himmel ein wenig zuzuziehen, sodass wir uns in Erwartung des kommenden Regens für eine Indoor Aktivität entschieden und den „Seeing Hands“ einen Besuch abstatteten. Dies ist eine Organisation, die 3 mal in Kathmandu vertreten ist und Blinde und Sehbehinderte zu Masseuren ausbildet. Wir hatten uns zwar noch keine Massage verdient (der große Trek steht ja noch bevor) aber was tut man nicht alles für einen guten Zweck 🙂 Es gibt auch noch eine andere Organisation, die Witwen oder Opfer von Menschenhandel ausbilden – natürlich müssen wir die auch noch besuchen! Abends kehrten wir dann wieder bei Birats Familie ein und werden noch bis Montag in Kathmandu verweilen.
Noch eine kleine Korrektur von mir zu diesem Artikel, da es vielleicht missverständlich sein könnte. Die junge verstorbene ist meines Wissens Mitglied der siebten-Tags-Adventisten. Hier gäbe es also keine religiösen Gründe, die gegen die Sektion sprechen. S. erklärte uns aus, dass sie in Kathmandu auf einem Friedhof beerdigt wird.
Hier steht nur das Problem im Raum, dass keine ernsthafte klinische Sektion erfolgen kann. Diese Möglichkeit gäbe es eventuell in Kathmandu.
Für hinduistische Familien wird aber alles viel schwieriger, da Religion und auch Finanzprobleme im Wege stehen könnten.